Eindeckung des Schullandheimes in Nütetternden

Wiederaufbau am Schullandheim in Nütternden. Der kleine Karl-Hans Schlatt (ganz oben links) ist schon damals mit Leidenschaft auf dem Dach.

Für die einen ist es –nüchtern betrachtet – eine Konstruktion, die ein Gebäude vor Sonne, Witterung und anderen Einflüssen sicher abschirmt. Andere hingegen nennen das Dach wegen seiner ästhetischen Bedeutung die „Krone des Hauses“. Unbestritten ist, dass Dächer eine große Bedeutung in der Geschichte von Architektur und Handwerk haben. Und das schon seit Generationen. Entsprechend stolz ist das Bocholter Unternehmen Schlatt & Söhne auf seine lange Tradition und Historie. Seit 1895 befindet sich der Betrieb im Familienbesitz. Dachdecken und das umfangreiche Wissen darüber wird bei den Schlatts sozusagen vererbt.

Seit fünf Genrationen im Familienbesitz

Wilhelm SchlattDen Anfang machte Wilhelm Schlatt 1895 in der Leopoldstraße. Er verbaute in der Kaiserzeit Gussasphaltbeläge und fertigte so manchen Bocholter Bürgersteig an. Die Arbeit auf dem Dach war nur eine von zahlreichen Aufgaben. Das änderte sich, als der Firmengründer erkannte, dass der Einsatz qualitativ hochwertiger Materialien entscheidend für den Geschäftserfolg ist. Da entsprechende Ware allerdings nur schwer zu bekommen war, baute Wilhelm Schlatt auf einem Gelände in Rhede-Krommert eine eigene Ziegelei auf und fertigte Hohlpfannen fortan selbst. Diese wurden per Pferdefuhrwerk angeliefert und begründeten den guten Ruf des Unternehmens. Die Ziegelei fiel zwar später einem Brand zum Opfer, der Erfolg jedoch blieb.

Alois SchlattHerman SchlattDas änderte sich auch unter den Nachfolgern Hermann Schlatt und dessen Sohn Alois Schlatt nicht. Beide erlebten jeweils einen Weltkrieg und die damit verbundenen Zerstörungen, aber auch die Armut mit. Doch dank der Verlässligkeit, des Fleißes und des Qualitätsbewusstseins der Handwerkerfamilie konnte sich der Unternehmen am Markt behaupten. So manches bedeutende Gebäude in der Heimatstadt trug in der Folge die Handschrift von Schlatt & Söhne. Das Historische Rathaus etwa, das von 1930 bis 1932 mit Schiefer eingedeckt wurde. Nach den alles zerstörenden Bombenangriffen von 1945 deckten die Schlatts unter anderem das St.-Agnes-Hospital und die Liebfrauenkirche sowie zahlreiche andere Gebäude neu ein.

1987 Umzug in den Neubau an der Franzstraße

Karl-Hans SchlattIm Jahre 1965 stieg mit Karl-Hans Schlatt die vierte Generation ins Unternehmen ein. Unter seiner Führung entwickelte sich die Firma derartig schnell, dass die Räume in der Leopoldstraße zu klein wurden. Man entschied sich zu einem Umzug und Neubau an der Franzstraße.

Aber nicht nur der Firmensitz wuchs, auch die Komplexität der Aufgaben nahm zu. Heute beschäftigen Schlatt & Söhne nicht nur Dachdecker, sondern auch Klempner und Schreiner. In den Werkstätten stehen CNC-gesteuerte Maschinen, mit deren Hilfe millimetergenau gearbeitet werden kann. Per Hubwagen und auch Quadrokopter-Drohne können Inspektionen vorgenommen und Dächer gewartet werden. Und neben Tonziegeln werden Metalle wie Aluminium, Zink und Kupfer in Dächer oder Fassaden verbaut

Großprojekte mit neuester Technik realisiert

Im Laufe der Jahre konnten weitere Kunden gewonnen werden. Der Flughafen in Düsseldorf zum Beispiel, dessen Charterhalle Schlatt & Söhne gegen Wind und Wetter abdichteten. Andere Großprojekte folgten. Mehreren Industriebauten in der Region stiegen Schlatt & Söhne aufs Dach. Aber auch Verwaltungsgebäude wie die Handwerkskammer oder die IHK in Bocholt und Geschäftshäuser wie das Möbelhaus van Oepen oder Rose Biketown tragen in ihrer „Krone“ das Markenzeichen der Schlatts. Wesentlich mit zu diesem Erfolg trug Markus Schlatt in fünfter Generation bei. Er übernahm im Jahre 2002 die Geschäftsführung von seinem Vater Karl-Hans.

Modernes Unternehmen mit Zukunft

Und wie geht es weiter? Traditionell! Mit Philipp Schlatt verdient sich inzwischen bereits die sechste Generation in der Branche als Projektleiter ihre ersten Sporen. Er könnte den Betrieb, so zumindest der Wunsch seiner Eltern Markus und Anne Schlatt, einmal übernehmen. Dann würde die Geschichte des ältesten Bocholter Dachdeckerbetriebes nahtlos weitergeschrieben.